Leseprobe aus dem 10. Kapitel des Handbuchs


    10.3    Umgang mit ABM-Blöcken

    Analog Behavioral Modeling-Blöcke, kurz ABM-Blöcke genannt, erlauben es dem Anwender, elektronische Schaltungskomponenten durch mathematische Ausdrücke oder sog. Look-Up-Tabellen mittels tabellarischer Wertzuweisungen zu beschreiben, d.h. die Ausgangsgröße wird aus einer oder mehreren Eingangsgrößen gemäß der im Schaltblock spezifizierten Funktion berechnet.
    Die ABM-Komponenten sind in der Bibliothek ABM.SLB enthalten und werden auf die übliche Art und Weise in den Schaltplan eingebracht (vgl. Kapitel 4.2).

    In der folgenden Übersicht sind die wichtigsten in Schematics zur Verfügung stehenden ABM-Blöcke zusammengefaßt:

    Bauteilname Funktion
    ABM Spannungsblock ohne Eingänge
    ABM/I Stromblock ohne Eingänge
    ABM1 Spannungsblock mit einem Eingang
    ABM2 Spannungsblock mit zwei Eingängen
    ABM3 Spannungsblock mit drei Eingängen
    ABM1/I Stromblock mit einem Eingang
    ABM2/I Stromblock mit zwei Eingängen
    ABM3/I Stromblock mit drei Eingängen
    ABS Betragsfunktion
    ARCTAN Arcustangensfunktion (im Bogenmaß)
    BANDPASS Bandpaßfilter
    CONST Konstante
    COS Kosinusfunktion (im Bogenmaß)
    DIFF Subtrahierer
    DIFFER Differenzierer
    EXP e-Funktion
    FTABLE Wertetabelle für einen Strom bzw. eine Spannung in Abhängigkeit von der Frequenz eines Eingangsstrom- bzw. einer Eingangsspannung (Bauteil besitzt je 1 Pin am Eingang und Ausgang)
    GAIN Verstärkung
    GLIMIT Begrenzer mit Verstärkung
    HIPASS Hochpaßfilter
    INTEG Integrierer
    LAPLACE Laplace-Glied
    LIMIT Begrenzer
    LOG natürlicher Logarithmus
    LOG10 Zehnerlogarithmus
    LOPASS Tiefpaßfilter
    MULT Multiplizierer
    PWR Potenzfunktion |x| n
    PWRS Potenzfunktion x n
    SIN Sinusfunktion (im Bogenmaß)
    SQRT Quadratwurzelfunktion
    SUM Summierer
    TABLE Wertetabelle für einen Strom bzw. eine Spannung in Abhängigkeit vom Wert eines Eingangsstrom- bzw. einer Eingangsspannung (Bauteil besitzt je 1 Pin am Eingang und Ausgang)
    TAN Tangensfunktion (im Bogenmaß)

    Zur Steuerung von Spannungsquellen mit Hilfe einer oder mehrerer Eingangsspannungen stehen einige spezielle ABM-Komponenten bereit. Diese im folgenden aufgeführten Bauelemente stellen für jedes Eingangs- bzw. Ausgangssignal je zwei Pins ("+" und "-") zur Verfügung:

    Bauteilname Funktion
    EFREQ Steuerung in Abhängigkeit einer Frequenz
    ELAPLACE Steuerung mit Hilfe einer Laplace-Übertragungsfunktion
    EMULT Steuerung durch Multiplizierung zweier Eingangsspannungen
    ESUM Steuerung durch Summierung zweier Eingangsspannungen
    ETABLE Steuerung anhand einer Wertetabelle
    EVALUE Steuerung durch Angabe einer mathematischen Funktion

    Auch Stromquellen können mit Hilfe spezieller ABM-Blöcke durch einen oder mehrere Eingangsströme gesteuert werden. Die dafür zur Verfügung stehenden Bauelemente sind nachfolgend aufgeführt und stellen wiederum für jedes Eingangs- bzw. Ausgangssignal je zwei Pins ("+" und "-") bereit:

    Bauteilname Funktion
    GFREQ Steuerung in Abhängigkeit einer Frequenz
    GLAPLACE Steuerung mit Hilfe einer Laplace-Übertragungsfunktion
    GMULT Steuerung durch Multiplizierung zweier Eingangsströme
    GSUM Steuerung durch Summierung zweier Eingangsströme
    GTABLE Steuerung anhand einer Wertetabelle
    GVALUE Steuerung durch Angabe einer mathematischen Funktion

    In vielen Fällen ist es nicht nötig, spezielle Bauteilparameter beim Einsatz von ABM-Blöcken zu spezifizieren, wie etwa bei den Komponenten COS oder EXP. In den verbleibenden Fällen werden diese Parameter wie gewohnt im Rahmen des Attributmenüs gesetzt (vgl. Kapitel 4.3), z.B. bei den Komponenten CONST oder FTABLE.
    Bei der Definition einer Wertetabelle - etwa im Bauteil TABLE - müssen die Werte der Eingangsgröße, von denen die Ausgangsgröße abhängig gemacht wird, in aufsteigender Reihenfolge angegeben werden, z.B.

     V_IN   V_OUT 
    0V
    2V
    4V
    8V
    4V
    6V

    Zwischen zwei Wertepaaren wird stets linear interpoliert, d.h. im obigen Beispiel fällt der Spannungsverlauf der Ausgangsgröße V_OUT linear von 8V auf 4V, wenn die Eingangsspannung linear von 0V auf 2V ansteigt.

    Im folgenden sollen zwei Beispiele den Umgang mit ABM-Blöcken verdeutlichen. Im ersten Beispiel wurde der Block ABM3 gewählt, um den arithmetischen Mittelwert aus 3 Eingangsspannungen zu bilden. Zur Überprüfung wurde der Wert der Arbeitspunktberechnung bereits in die Schaltung eingeblendet (vgl. Abb. 10.5).



    Abb. 10.5   Beispielschaltung für die Komponente ABM3


    Möchte man dem Block ABM3 eine andere Funktion zuweisen, so kann dies mit Hilfe des Attributmenüs geschehen. Hier kann im Rahmen der Parameter EXP1 bis EXP4 angegeben werden, auf welche Art und Weise die Eingangssignale %IN1 bis %IN3 in die Berechnung der Ausgangsspannung einfließen sollen. Dabei müssen jedoch nicht alle Eingangssignale miteinander verknüpft werden, wie Abb. 10.6 zeigt.



    Abb. 10.6   Attributmenü der Komponente ABM3 mit Beispielwerten


    Die in Abb. 10.6 unter EXP1 und EXP2 angegebene Funktion lautet - angewendet auf die Schaltung in Abb. 10.5 - somit

    Das zweite Beispiel soll andeuten, welche Möglichkeiten PSpice bei der Simulation von Regelkreisen bietet. Dazu wird die Sprungantwort eines PT1-Gliedes berechnet. PT-Verhalten in einer wie auch immer gearteten technischen Anlage liegt dann vor, wenn eine Erregung der Anlage am Eingang zu einer verzögerten Reaktion am Ausgang führt. Mit einem sog. PT1-Glied kann eine solche technische Anlage auf sehr einfache Weise simuliert werden.
    In der Regelungstechnik wird das Verhalten der zu regelnden Systeme u.a. mit der sog. Sprungantwort beschrieben. Damit wird das Verhalten des Systems auf eine sprunghafte Veränderung am Eingang deutlich.
    Abb. 10.7 zeigt die Schaltung, in der zur Simulation eines PT1-Gliedes der ABM-Block LAPLACE verwendet wurde.



    Abb. 10.7   Beispielschaltung zur Simulation eines PT1-Gliedes


    In der LAPLACE-Komponente muß zunächst die Übertragungsfunktion des PT1-Gliedes eingetragen werden. Dies erfolgt im Rahmen des in Abb. 10.8 dargestellten Bauteilattributmenüs mit Hilfe der Parameter NUM für den Zähler und DENOM für den Nenner der Übertragungsfunktion.



    Abb. 10.8   Attributmenü des Bauteils LAPLACE


    Da ein PT1-Glied mit der Zeitkonstante T1=0,001s durch die Übertragungsfunktion
    beschrieben wird, ist für die beiden Parameter folglich

    NUM=1
    DENOM=1+0.001*s

    einzutragen (vgl. Abb. 10.8). Die Spannungsquelle VPULSE fungiert als Eingangssignal und erzeugt einen Spannungssprung von 0V auf 1V. Eine Transientenanalyse der Schaltung liefert schließlich die Sprungantwort des PT1-Gliedes (vgl. Abb. 10.9).



    Abb. 10.9   Sprungantwort eines PT1-Gliedes


    Auch kompliziertere Regler lassen sich mit Hilfe von ABM-Blöcken simulieren, wie Abb. 10.10 zeigt.



    Abb. 10.10   Sprungantworten verschiedener Regelungsglieder